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Getönte Hirnrinden


Tausend Seiten lang ist der dickste Schinken, den ich las. Ich las ihn nur einmal, aber dafür sehr langsam. Ich las kontinuierlich und brauchte etwa ein Jahr. Im Sommer blieb mein Körper weiß wie eine Leiche und im Winter schaufelte mein Nachbar für mich Schnee. Ich las kein Buch, sondern ich lebte in dem Buch. Ich war manchmal der Held im Roman, manchmal das Opfer, aber nie der Böse. Als das Jahr vorbei war und das dicke Buch vor nur lag, fühlte ich mich leer. Als die letzte Seite umgeblättert war, schaute mich mein reales Leben an und sagte: "Hallo. Und was lesen wir jetzt?" Mein reales Leben - welches ich nicht mehr wollte. Mein reales Leben, das war ein ödes Zuhause, ein öder Arbeitsplatz, und das war der langweiligste Freundeskreis, den man sich vorstellen kann. Ich will klarstellen, dass ich nicht jedes Buch zu Ende gelesen habe. Ich nehme ein Buch in der Buchhandlung zur Hand und fühle, dass es wert ist, gelesen zu werden. Und dann lese ich es langsam. Ich schaue nie fern und höre keine Musik. Zuerst lese ich das Buch an und nach zwanzig Seiten beginne ich von vorn. Ich lasse den Text an mich herankommen und dann bin ich mitten im Geschehen des Romans. Jetzt geht es mir gut.