Gardinenpredigten gingen bei mir schon als Kind zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder raus. Meine Lieblingsbeschäftigung danach war kichern. Kichern fassten meine Eltern als Majestätsbeleidigung auf. Ich riss mich also zusammen, bis ich in mein Zimmer durfte und dann ging es los. Ich kicherte mit meiner Schwester und heute weiß ich, dass ich ihr die Angst nahm. Auch Mädchen wurden früher hin und wieder gezüchtigt und Schläge wollte ich auf gar keinen Fall einstecken. Man muss wissen, dass meine Eltern sehr autoritär waren und nicht aus ihrer Haut konnten. Wahrscheinlich hatten sie keinen der guten Erziehungsratgeber gelesen, in denen drinsteht, dass sie durch ihre Gardinenpredigten das Geschehene nur verstärken. Wie auch immer: Ich habe mein Elternhaus an dem Tag verlassen, als ich auf eigenen Füßen stand. Ich kehrte nie mehr zurück. Nur zu Weihnachten schicke ich meinen Eltern ein schönes Buch oder eine CD. Zum Schmunzeln und Nachdenken.